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06/06/2004: "if it makes me happy it can’t be so bad"


als ich vorhin kopfüber aus dem bett gefallen bin, musste ich mich erstmal am kopf kratzen. momentchen, momentchen! also, ähm. so ein bunt-chaotisches wochenende kann man sich eigentlich nur zusammen-träumen. eigentlich.

seinen anfang nahm alles am späten freitagnachmittag, als wir jonnys frisch bezogene wg verließen. das heißt: andi verließ die wg, max verließ die wg, ich ebenso. auch jonny verließ die wg. nur jonnys schlüssel für die wg-tür verließ die wg nicht. was wir genau in dem moment bemerkten, als besagte tür hinter uns ins schloss fiel. und ab da ging alles fast wie von allein, fast wie von – fast wie von allein. während die anderen beiden im hinterhaus stellung bezogen, verschoben jonny und ich das schweizer schnitzel auf später und statteten seiner vermieterin (wohnhaft natürlich in irgendeinem regensburger randbezirk) zwecks ersatzschlüssel einen besuch ab. aber das war gar nicht so einfach: nachdem der heldenhafte joe-hans bemerkt hatte, dass sich ohne den am schlüsselbund befindlichen autoschlüssel relativ schlecht auto fährt, beschlossen wir meins zu nehmen. also enterten wir erst den bus nach kumpfmühl und dann die tiefgarage, schwatzten der frau dokter den ersatzschlüssel ab, stellten das auto wieder in die garage, erwischten den retour-bus und saßen kaum eine stunde später bei den anderen am tisch, tief gebeugt über unsere teller. schließlich hatte ich auch das mit dem schadenfrohen „ich-bin-halt-doch-nicht-der-einzige-verplante“-grinsen wieder im griff, und nachdem jeder satt war wechselten wir in die galerie, wo sich gleich diverse persönlichkeiten an unserem tisch von diversen anderen persönlichkeiten beobachtet/bewundert fühlten. teils mit recht, teils grundlos. naja, auf alle fälle
stießen dann quietschie-judith und sahara-ha zu uns und kümmerten sich rührend um unsere cocktails. bald rührten wir alle zusammen in so gar nicht kümmerlicher stimmung in neuen cocktails. als uns vom vielen rühren langsam schwindlig war, konnte das nur eins bedeuten: höchste zeit für die suzie. wo ich mich notgedrungen aufs getränkegewinnen und die auch-sonst-glückhabung verlegte. gemeinsam mit den möchtegernschwestern t. und s. entdeckte ich zum beispiel die geheimnisse der fränkischen mundart, tanzte, lachte, entdeckte, tanzte, und schließlich lachte ich wieder. dann hatte ich nochmal glück und fand etwas tolles, nämlich andi und jonny wieder. wir lachten noch eine weile alle zusammen, bis langsam aber sicher der zeitpunkt kam, zu dem das geschehen eigentlich wie ein zeitungsartikel von oliver fuchs wieder zu seinem anfang zurückkehren und damit endigen hätte sollen. im rennsportjargon: wir strebten eigentlich der stelle zu, an der die ziel- in die anfangsgerade überght. eigentlich. zunächst sah es gut aus: wir hatten den zurückeroberten schlüssel genutzt und es uns bei einer pizza wieder in jonnys wgküche gemütlich gemacht. doch dann flogen wir aus der kurve. landeten im kiesbett oder - wer es vornehmner mag – im rough. quasi. mein taschentelefon piepste nämlich. in der nächsten sekunde fränkelte es nett aus dem lautsprecher, weitere zehn minuten später nettfränkelte es auch in der küche und es hörte erst gaanz früh morgens auf nett zu fränkeln. so gegen sechs. andi und ich nahmen das als gelegenheit, uns von johannes und seinem unheimlich tollen milchschäumer zu verabschieden, mit dem ersten bus nach hause zu fahren und uns mal zur abwechslung schlafen zu legen.

nach einem späten frühstück war es eigentlich schon zeit für das samstagabendvergnügen, sprich des lustspiels nächsten akt. den wollte ich vorsichtshalber lieber alleine bestreiten, diesmal. daraus wurde aber nichts: als ich gegen elf die höllisch gut organisierte feierlichkeit in einer traumhaft schönen und obendrein mit lauter netten leute überladenen studentinnenwohngemeinschaft betrat, hatten sich da schon einige nicht ganz unbekannte gesichter eingeschlichen. zum beispiel judith, oder zum beispiel e. und s. „bidde, wou is hiä de neddou, äh, schaddou?“ ja, ja, ja, ja. eine stunde später kannte ich die genussrelevanten örtlichkeiten wie kühlschrank, kastenversteck und kAufenthaltsraum, und den rest der leute kannte ich auch. eine auswahl: das gastgeberinnentrio, nämlich, äh – ach, namen vergessen. max mit dem „fuck-me-i’m-famous“-t-shirt. dann den mann, der unter zuhilfenahme eines ipod die szenerie mit guter musik beschallte. die brave blondine, die mir auf schwäbisch die vorzüge des heavy-metal nahebrachte. einen jura-kommilitonen, der mit mir paragrafen dreschen wollte, sonst aber wirklich okay war; christian, glaube ich. einen verplanten polwiss-studenten aus jena, der jedermann seine videokamera unter die nase hielt. und der ruhig filmen hätte dürfen, wie ich einem schmierigen, begriffsstutzigen hemdträger beinahe ein bisschen auf die finger klopfen hätte müssen, hätte sich judith nicht schon mit einiger mühe selbst aus denselben befreit. und auch sonst war es eigentlich nicht grade langweilg, kann man vielleicht sagen. man konnte durch die fünfeinhalb zimmer wirbeln oder sich treiben lassen, man konnte sich AIR wünschen, man konnte hitzig diskutieren über schlossfesterprobte beerenweinresistenzgene, man konnte sich geschichten über voltigier-karrieren anhören, über abenteuerliche reisepläne und über hauptrollen in der bravo-foto-love-story, beispielsweise. auf die art und weise merkte ich viel zu spät, dass es draußen grade wieder hell wurde. da beschloss ich mich von e. und den anderen zu verabschieden, frau jott untern arm zu klemmen und in der otto-hahn-straße abzusetzen, und mich dann selbst schlafen zu legen.

›› so war das alles.

am nächsten „morgen“ saß ich neben meinem bett und kratzte mich am kopf. sammelte meine erinnerungen zusammen, die schönen zuvorderst. dann erfuhr ich, dass in der nacht ronald reagan gestorben war. das machte mich nachdenklich, aber eigentlich nicht so sehr wegen ronald reagan, sondern eher so prinzipiell. nicht auf amerikanisch oder sonstwie ausgedrückt, sondern in klarem hochdeutsch: ich will nicht, dass sich irgendwas ändert. eigentlich kann doch alles so bleiben, ja?


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