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11/19/2004: "schwätzer gibts auch heute noch"


ich latsch’ eigentlich so wie immer gemütlich durch die filmbühne, guck mir die leute an und bestell n bier, als plötzlich einer auf mich zukommt und so meint: „alter, was geht’n? alles fit?“ und ich so: geht, ne? du so? na, ich muss dann auch!“ „hey mann, wir kenn’ uns doch aus der vorlesung!“ „ah, super, dann is’ ja gut! also...“ aber der typ hängt sich an mich dran und kriegt den mund nich zu. fuck! Irgendwann meint er: „ey, wird dich ja nich soo störn wenn ich hier mal mitkomm, oder was?“ „ja wie, ich muss halt mit dem frischen becks zu meinen quietschies, das bringt dir doch eh nix!“ „ooch, ich hab zeit. die mucke is eh grad kacke.“
was willste da machen? ich lass’ meine öhrchen hängen wie’n eselchen, wenn’s ne schwere last aufn rücken gepäckt kriegt. er nu wieder: „hey, ich bin der geilste, ohne scheiss! ich hab’s halt voll drauf, alter! weisste, ich bin aus berlin, und...“ ich guck ihn an: „nur mal so zur info, s’ geht um deine gesundheit: vermisst dich keiner?“ „nee, alle weg. bin alleine da.“ na die wussten schon warum. und jetz hab ich dich hier für alle ewigkeiten an der backe. ganz großes tennis. echt, alles so wie’s neulich in meinem horoskop stand: „im job und auch in der liebe ist ihnen kosmische unterstützung sicher. allein ihre geduld stellen die sterne auf den prüfstand: geben sie acht auf schwätzer – die könnten sie ihre letzten nerven kosten.“ inzwischen sind wir schon n’ stück weitergelatscht, kommen grad an den kickertischen vorbei. er so: mannmannmann, die suchen grade noch’n mitspieler – ob ich da mal soll? hab ich eigentlich schon erwähnt dass ich ungefähr der welt geilster kickerspieler bin?“ „ja, gut, mach ma, dann hab ich dich wenigstens nich mehr am arsch.“ „ja nee, weiß nich. ich komm doch mit. sag mal, wer sind’n eigentlich die quietschies?“ ich zeig’ in die ecke. „woa, die eine sieht ja mal echt aus wie ne portugiesin, ohne scheiss! is die ne portugiesin?“ ich schüttel den kopf. er: „hey, kannste mir die vielleicht mal vorstellen? is das drin?“ „weißte, eigentlich hat die nur für interessante leute was übrig. wir sind wirklich dicke miteinander, die andern und ich. da hat jeder sein’ platz – nur du hast eigentlich kein’ mehr. irgendwie käm das dann nich so gut wenn du dich da dazuquetschen würdest.“ „hey, komm schon! an mir soll’s nicht liegen, und umsonst is nix – die nächste runde becks geht dann auf mich, ne? wie tönt das?“
da kommt die hede an uns vorbeigeschlendert, und ich häng’ mich an ihr kleines ärmchen. „na, alles klar?“, fragt sie scheinheilig. ich roll’ die augen: „wollten wir nicht noch die einkaufsliste machen, für morgen? das wär dann langsam echt mal dringend! soll’n wir mal?“ aber anscheinend will sie’s mir reindrücken, meint augenzwinkernd: „na ja, jetz doch nich! machen wir gleich – ich muss grad eben noch wohin. sorry, bis nachher!“ zwinkert und geht. schwarze sonne, elende! die lässt mich echt hier hängen, verdammte axt!
grad in dem moment kommt einer von den kickerspielern auf uns zu und fragt so leicht genervt: „ey, wir brauchen immer noch’n vierten mann! Was is’ nu mit dir?“ ich schieb’ den labersack in richtung kickertisch, und ein paar sekunden später ist das match lautstark im gange. so hat mich der fußballgott gerettet.


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