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12/22/2004: "was hier steht, was hier steht, das will nicht in meinen kopf"


gestern auf dem logh-konzert im graz (siehe bild) mit einem wildfremden menschen geplaudert, dabei das übliche plänkelnde kennenlernballyhoo auf ein minimum reduziert und stattdessen gleich die großen themen auf den tisch gepackt. sitzen wir da so und warten auf den ersten ton aus den lautsprechern, ich so "hallo!", er so "hi!". fünf minuten später sind wir zwei sophisten: "geisteswissenschaften ham ja nicht grade konjunktur, wa?" "aber wichtig sindse doch - eigentlich das wichtigste, oder?" "hmm, weiß nicht, eher nicht. schon eher die naturwissenschaften, finde ich - die sind aufm vormarsch!" "wie?" "naja, guck, mit der ganzen hirnforschung und so. die finden immer mehr raus, dass alles bestimmten regeln gehorcht. ein stein, den du von einem turm schmeißt tut das genau wie die elektrochemischen impulse in deinem hirn." "hmm." "die naturwissenschaften haun immer mehr fakten auf den tisch, und da haben immer weniger geisteswissenschaften daneben platz." "ja nee, moment. du willst doch nicht sagen dass die philosophie und der ganze kram sinnlos sind?" "irgendwie schon, doch." "du weißt was das heißen würde?" "glaub schon, ja." "dann glaubst du an die totale determination?" "naja. meinen wissenschaftlichen auffassungen zufolge eindeutig ja - aber irgendwie will ich das nicht wahrhaben." "aaa-ha! ham wirs doch schon!" "wie?" "naja, da siehste mal was geisteswissenschaften zu leisten vermögen. die setzen sich über die limits der physik hinweg. der mensch ist eben doch mehr als die summe seiner einzelteile!" "nenenee, moment. das alles leisten die geisteswissenschaften nur in einem rahmen, den die naturwissenschaften vorgeben. vielleicht erlauben dir die impulse in deinem hirn, dass du dir die illusion von freiem willen erschaffst; vielleicht steht das in den spielregeln. das system erlaubt so große gebäude aus einzelnen naturwissenschaftlich geprägten bausteinen zu bauen, dass man die steine fast nicht mehr erkennt. wie bei einer riesigen legofigur. aber trotzdem sind die legosteine da, sind die legosteine die wirklichkeit." "aber macht es eigentlich sinn, die menschliche wirklichkeit so weit auszudehnen? ist unsere wirklichkeit nicht nur insoweit sinnvoll zu definieren, als dass unsere wahrnehmung reicht? also quasi: wir sehen die bauklötze nicht - also sind sie nicht da." "also, das ist doch absurd. außerdem gibst du mir doch damit sogar recht jetzt!" "gar nicht!" "wohl!" und dann fing die musike an. die war übrigens auch ziemlich fein. besondere empfehlung aus dem vorprogramm: jose gonzalez, ein spanischstämmiger schwede, der nylonsaiten zu biegen versteht.

dass die welt sich brav dreht, und es ohne mich geht

Kommentare: 3 Kommentare

on Friday, December 31st, flo said

"crosses" mag ich auch, hab die ganze EP gekauft und find'se prima. allerdings kannte ich den herrn g. vorher garnicht, muss ich gestehen - naja: fortes fortuna adiuvat! ;) lass mal wieder was hörn, k-girl!

on Friday, December 31st, Katie said

Jose Gonzales hast du live gehört, verdammt!
"Crosses" ist ein wahnsinns Song! Übrigens ein Sampler-Tip: "Atömström"! Ganz großer Schwedenpop!

on Friday, December 24th, yvonnesonne said

frohes fest lieber flo! und danke für diesen interessanten einblick in eine fremde welt :o)

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